Hofkerb in Okriftel

Fröhliches Beisammensein am letzten Wochenende im Hof der ehemaligen Gaststätte „Zum Taunus“.

hl

Obwohl es Dokumenten nach zu urteilen schon im 15. Jahrhundert eine Kerb in Okriftel gab, fand sich ab 1985 niemand mehr, der das Fest ausrichten wollte. Bis zum Jahr 2004 musste Okriftel ganz ohne Kerb auskommen. Erst dann ergriff eine Gruppe von Heimatinteressierten, die sich später als „Geschichtsfreunde Okriftel am Main“ organisierten, die Initiative. Sie veranstalteten die erste Hofkerb. Seitdem findet dieses Ereignis immer am zweiten Wochenende im September statt, seit vielen Jahren im Hof der ehemaligen Gaststätte „Zum Taunus“. Die Geschichtsfreunde Okriftel am Main, seit 2017 ein eingetragener Verein, hatten auch in diesem Jahr ihre Hofkerb wieder sehr gut vorbereitet.

Unter den weißen Zelten waren Tische und Bänke aufgebaut mit Platz für etwa 80 Menschen, die sich die Spezialitäten schmecken ließen. Am Samstagabend standen Bratwurst und Steaks vom Grill auf dem Programm, am Sonntag ab 11 Uhr Rippchen mit Kraut und am Nachmittag noch Kaffee und Kuchen. Zum Trinken gab es ebenso ausreichend Auswahl. An beiden Tagen konnten sich die Veranstalter nicht über fehlende Anzahl von Gästen beklagen, die Bänke waren voll. Die Akkordeonmusik von Rainer Kandel und die Begleitung mit dem „Schellebaum“ durch seine Frau Liselotte ließen Kerbestimmung aufkommen. Da es in Okriftel keine Kerbeborsche mehr gibt, trugen stattdessen viele der Vereinsmitglieder die weiß-roten Schärpen.

Die Ausstellung

Neben dem gemütlichen Beisammensein konnten die Gäste ihr Wissen in der Ausstellung der Geschichtsfreunde Okriftel zu „140 Jahre Cellulose Okriftel“ erweitern. Hier gab es allerhand Exponate zu bewundern, die die Okrifteler Geschichtsfreunde zusammengetragen hatten. Auch die Baugenehmigung für die Fabrik aus dem Jahr 1885 war zu sehen. Die Erteilung dieser ist 140 Jahre her. Die Gründer der Fabrik waren Gumbert und Krebs. 1886 trat Oppenheimer an die Stelle von Gumbert und wurde bald danach zum alleinigen Eigentümer.

Viele Fotos aus allen Zeiten der Cellulosefabrik konnte man betrachten. So konnte man nachverfolgen, wie 1910 ein neuer Zellulosekocher, immerhin mit einer Länge von 11 Metern und einem Durchmesser von 4,5 Metern in die Zellulosefabrik transportiert wurde. Für die Epoche 1930 bis 1950 zeugen viele Bilder von der Situation am Okrifteler Hafen, im Holzlager oder sie stellen Menschen bei der Verrichtung ihrer Arbeit dar. In den 60er Jahren wurde das Chlorgas für die Fabrik in Tankwagen über die Straße transportiert. Da war die Warnung „Nicht überholen“ sicherlich angebracht. 1961 feierte man das 75. Jubiläum der Cellulosefabrik, wie man am ausgestellten Festprogramm nachverfolgen konnte.

Aber auch neueres Material, wie die Fotodokumentation der Sprengung des Säureturms im Jahr 2008, war vorhanden, ebenso zahlreiche Zeitungsartikel aus allen Lebensabschnitten der Fabrik. Ergänzt wurde die Ausstellung durch viele Exponate: Zahlreiche Apparate für die papiertechnischen Prüfungen, die von der Familie Trapp zu Verfügung gestellt wurden, das Einsatzbuch der Feuerwehr von 1966, Werksausweise, ein schwarzes Telefon und ebenso der Kalender in dem der Meister den letzten Arbeitstag, also die Schließung der Werke am Montag, 30. November 1970, markiert hatte.

Die Geschichtsfreunde Okriftel

Die Geschichtsfreunde Okriftel sind seit 2004 ein eingetragener Verein. Aber schon viele Jahre vorher traf man sich, um das Geschichtswissen in Okriftel lebendig zu halten. Markus Stephan ist momentan der 1. Vorsitzende des Vereins. Inzwischen gibt es 30 Mitglieder. „Wahrscheinlich seit Samstag 32, da sich zwei Personen für eine Mitgliedschaft entschieden haben“, so Karl Heinz Spengler am Sonntag. Spengler ist Schriftführer beim Verein. „Eine Homepage gibt es noch nicht, da wir noch keinen gefunden haben, der das machen kann“, erklärte er. Themen des Vereins sind einmal die Industrialisierung in Okriftel, wozu auch die diesjährige Ausstellung zählt, die Ortsentwicklung und die Entwicklung der Bevölkerung. Es wird beispielsweise recherchiert, welche Gaststätten es gab, wann und wo bestimmte Häuser standen und welche Handwerker es gab. Weiter beschäftigt man sich mit Ausstellungen, aber auch mit Archivarbeit und der Bergung von Exponaten. Auch die Entwicklung der Vereine in Okriftel bis zur heutigen Zeit wird betrachtet.

Jedes Jahr wird von den Geschichtsfreunden Okriftel ein Kalender herausgebracht, den man bei der Hofkerb erwerben kann. In diesem Jahr ist das Thema „Cellulosefabrik“, anlässlich ihres 140. Jubiläums. Für diejenigen, die die Kerb verpasst haben, ist ein nachträglicher Erwerb des Kalenders beim Verein möglich.

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