Was zur Verkehrsberuhigung taugt - und was nicht

Magistrat legt Bericht zur Prüfung potenziell verkehrsberuhigender Maßnahmen in der Friedrich-Ebert-Straße vor

Die Friedrich-Ebert-Straße im letzten Abschnitt bis zur Kreuzung zur Astrid-Lindgren-Straße.
Die Friedrich-Ebert-Straße im letzten Abschnitt bis zur Kreuzung zur Astrid-Lindgren-Straße.

mpk

Stolze 13 Wochen ist es nun schon her, als in Hattersheim zum letzten Mal die Stadtverordnetenversammlung tagte, damals in Eddersheim anlässlich des 880-jährigen Jubiläums des Stadtteils. In der laufenden Woche begann nun nach über einem Vierteljahr die nächste parlamentarische Sitzungsrunde. Keine Erwähnung fand im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr (UBV) am Dienstagabend die unangekündigte Razzia im Hattersheimer Rathaus am Donnerstagvormittag vergangener Woche, die Presseberichten zufolge von Beamten des Hessischen Landeskriminalamtes in Anwesenheit eines Staatsanwaltes durchgeführt wurde. Vor dem Hintergrund des laufenden Ermittlungsverfahrens gegen Bürgermeister Klaus Schindling wegen des Verdachts unrechtmäßiger Zulagenzahlungen hatte das Amtsgericht Frankfurt einen entsprechenden Durchsuchungsbeschluss erlassen.

So drehte sich in der Ausschusssitzung alles rein um Themen, die tatsächlich mit Umwelt, Bauen und Verkehr zu tun haben. Zum letztgenannten Schwerpunkt wurde der Magistrat in der vorherigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 26. Juni aufgefordert zu überprüfen, ob denn verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Friedrich-Ebert-Straße, insbesondere im Abschnitt zwischen Rosengarten und Astrid-Lindgren-Straße, möglich sind.

Vier Punkte sollte die Prüfung beinhalten und genauer beleuchten: Eine Beibehaltung der dort bereits seit über 30 Jahren bestehenden Tempo-30-Zone, eine Optimierung der Parksituation durch klar definierte Parkflächen, die Schaffung ergänzender Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, wie beispielsweise Bodenschwellen oder Plateaupflasterungen, und die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Anwohnerschaft, den Schulverkehr sowie die umliegenden Straßen. Wie bestellt, wurden die Ergebnisse nun dem Ausschuss UBV vorgelegt.

Analyse möglicher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung

Eine Veränderung bezüglich der Tempo-30-Zone ist dabei nun erwartungsgemäß nicht geplant oder angedacht. Auch die Anordnung eines versetzten Parkens ist in der Straße nicht möglich, weil dort eine Buslinie verkehrt. Damit Busse auch weiterhin ungehindert die Friedrich-Ebert-Straße durchfahren können, müssten bei einer versetzten Parkanordnung fast die Hälfte der aktuell vorhandenen Parkmöglichkeiten wegfallen, was natürlich ein schier unzumutbares Ergebnis für die Anwohnerinnen und Anwohner wäre. Die vorhandenen Parkflächen sind dem Bericht zufolge "klar definiert und ausreichend ausgewiesen".

"Verschiedene Anregungen und Vorschläge bezüglich weiterer Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und der Geschwindigkeitsreduzierung sind in der Vergangenheit immer wieder thematisiert und geprüft worden. Sie sind in allen Bereichen rund um Schulen im Stadtgebiet präsent", wird im Bericht des Magistrats weiter festgestellt. In den letzten Jahren wurde wiederholt vorgeschlagen, in der Friedrich-Ebert-Straße eine Einbahnstraßenregelung einzuführen. Verschiedene Gründe sorgten dafür, dass dieser Gedanke nie umgesetzt wurde: So sei es innerhalb von Tempo-30-Zonen wie der Friedrich-Ebert-Straße grundsätzliches Ziel, bestehende Einbahnstraßenregelung aufzuheben, und nicht neue derartige Regelungen zusätzlich einzurichten. Hintergrund dieses Ansinnens sei der Umstand, dass durch den bestehenden Gegenverkehr nachweislich eine Geschwindigkeitsreduzierung zu verzeichnen sei - bei einer Einbahnstraßenführung hingegen nicht. Hier werde aufgrund des nicht zu erwartenden Gegenverkehrs erfahrungsgemäß meist sogar schneller gefahren, so der Magistrat.

Die Einführung einer Einbahnstraße würde hier zudem einen nennenswerten Negativeffekt für die Schulwegsicherheit mit sich bringen: "Ein Anstieg des Verkehrsaufkommens direkt vor der Schule wäre die logische Konsequenz, da hier nun der gesamte Verkehr aller Anwohnerinnen und Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße zusätzlich über die Weiterführung durch die Astrid-Lindgren-Straße direkt an der Schule abfließen müsste."

In Sachen Bodenschwellen ist festzuhalten, dass in der Vergangenheit bei der Einführung von neuen Tempo-30-Zonen in Wohngebieten unterschiedliche Bodenschwellen verbaut wurden, was jedoch stets den Nachteil der Lärmintensität mit sich brachte: "Wenn Fahrzeuge verlangsamen, abbremsen, und anschließen wieder beschleunigen, erzeugen sie mehr Motorengeräusche, die in der Umgebung hörbar sind. Zudem können die Vibrationen, die beim Überfahren entstehen, den Eindruck von Erschütterungen vermitteln, was den Komfort in den Häusern beeinträchtigen kann", stellt der Magistrat in seinem Bericht fest. Zahlreiche Beschwerden der betroffenen Anwohnerschaft führten schließlich dazu, dass Bodenschwellen wieder deinstalliert wurden und folglich künftig keine weiteren mehr angebracht werden.

Zudem stellen Bodenschwellen oder sogenannte "Kölner Teller" immer auch eine gewisse Gefahr für Radfahrende dar, so der Magistrat weiter.

Tempomessungen auf Schulwegen wurden und werden in Hattersheim sehr regelmäßig durchgeführt, auch in der Friedrich-Ebert-Straße sei dies der Fall. Bei den letzten Messungen zu den Schulzeiten konnte an dieser Stelle keine Häufung an Verstößen festgestellt werden. Und unbelehrbare Raser lassen sich letztendlich auch von Geschwindigkeitskontrollen nicht vom Rasen abhalten: "Die sogenannten Ausreißer sind leider auch durch Kontrollen nicht auszuschließen. Denn meist wird hier wissentlich zu schnell gefahren und nicht versehentlich." Die vorhandenen Betonpoller auf dem Gehweg bieten Schutz für Fußgängerinnen und Fußgänger, da sie das Überfahren des Gehweges durch den Kraftfahrzeugverkehr verhindern und damit ein zusätzliches Sicherheitspotenzial bieten.

Das Fazit des Magistrats: Es gibt keine weiteren Möglichkeiten, Fahrerinnen und Fahrer, die bewusst die Geschwindigkeit übertreten, daran zu hindern. Weder durch Bodenschwellen, noch durch stationäre Geschwindigkeitsanlagen oder gewünschte Verschwenkungen.

Die Installation einer festen Geschwindigkeitsmessanlage sei schließlich aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Auch dies wurde in der Vergangenheit bereits überprüft - und scheiterte stets an den tatsächlich gemessenen Werten. Zudem seien im Wohngebiet rund um die Friedrich-Ebert-Straße keine Unfallzahlen festzustellen, die eine solche Maßnahme rechtfertigen könnten. In rotierenden Abständen werde dort wieder eine Geschwindigkeitsanzeige installiert. Die Stadtpolizei führe zudem in regelmäßigen Abständen Kontrollen durch, insbesondere zum Beginn eines jeden Schuljahres.

Die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem Kinderparlament der Regenbogenschule Holzfiguren zu installieren, wie bereits in Eddersheim geschehen, wird weiter geprüft. Diese könnten spielerisch auf den Schulweg hinweisen, die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer erhöhen und das Bewusstsein für die dortige Verkehrssituation schärfen.

Verlängerung der Friedrich-Ebert-Straße?

Bürgermeister Klaus Schindling brachte in der Ausschusssitzung noch eine neue Möglichkeit ins Spiel, um die Verkehrssituation in der Friedrich-Ebert-Straße zu verbessern. Die Problematik: Die vielen Eltern-Taxis kommen die Friedrich-Ebert-Straße hochgefahren und biegen in die Astrid-Lindgren-Straße ein zur Regenbogenschule, um dort vor der Schule zu parken und ihre Kinder auszuladen oder wieder abzuholen. Dies sei eine "äußerst unschöne und auch nicht ungefährliche Situation", so Schindling. Angesichts der derzeitigen Straßenführung habe man keine Möglichkeit, hier eine Art "Kiss-and-Ride-Zone" einzurichten, also einen extra für diesen Vorgang vorgesehenen Haltebereich, in dem die Kinder ungefährdet ein- und aussteigen können.

Jedoch sieht Schindling eine Möglichkeit, wenn man die Friedrich-Ebert-Straße weiterdenkt: Man ist testweise über den Feldweg hinten einmal um die Regenbogenschule herumgefahren, bis man an der Kita Schabernack wieder herauskam. Und das könnte nun eine Lösung sein, so der Bürgermeister. Man werde prüfen lassen, ob man die Straßenführung verlängern und von der anderen Seite um die Schule herumfahren kann, damit auf diesem Wege künftig den Rückstau zu Stoßzeiten an der Schule entzerrt wird. Man müsste dann noch eine Möglichkeit schaffen, wo die Kinder sicher aussteigen können - auf der Schulseite auf dem Bürgersteig bleibend, ohne auf dem Weg in die Schule eine Straße überqueren zu müssen.

Und auch die fast schon in Vergessenheit geratene Möglichkeit, den Schulweg tatsächlich per pedes zu gehen, will Schindling gerne wieder salonfähiger machen. Hierbei erinnerte er sich an seine eigene Kindheit in Kriftel zurück, als gelbe Männchen auf den Bürgersteigen den Kindern unmissverständlich den Weg zur Schule wiesen. Auch sowas will man anregen, in Gesprächen mit der Schule und dem Elternbeirat.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Abicht erkundigte sich noch nach dem Zeitplan, der dem Bürgermeister bei der Umsetzung solcher Maßnahmen vorschwebt. Zeitnah solle es geschehen, so Schindling, und der Rathauschef erklärte sich einverstanden, als Abicht ankündigte, dass die Sozialdemokraten dies auf Wiedervorlage vor Beginn des nächsten Schuljahres nehmen.

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