Die Wildbienen im Fokus

Tag der offenen Tür im Wildbienengarten in Okriftel am vergangenen Sonntag

mpk

14 Jahre ist es nun schon her, dass ein Kleingarten in Okriftel in einen Wildbienengarten verwandelt wurde. Seitdem wird dieser von der Familie Jöckel ehrenamtlich betreut.

Am vergangenen Sonntag erwartete die interessierten Gäste beim diesjährigen "Tag der offenen Tür" im Wildbienengarten ein aufschlussreicher und informativer Rundgang, vorbei an zum Wohle der Wildbienen mit Totholz und Lehmhügel ausgestatteten Stellen auf dem Gelände, am Wildbienenhotel sowie an der Bauzaunausstellung, die unter anderem ankündigte, wie der Wildbienengarten nach der vorgesehenen Umgestaltung einmal aussehen soll.

Am Anfang stand eine Idee

Bis Ende 2010 befand sich auf dem Grundstück am Schwarzbachweg in der Verlängerung der Beethovenstraße ein Kleingarten. Die Gelände zeigte sich in einem geradezu bemitleidenswerten Zustand: Ein großer Strommast war dort gerade erst durch einen großen Energieversorger zurückgebaut worden, zudem gab es einen Brand in einer der alten Gartenhütten.

Da sich das Grundstück im Überschwemmungsgebiet des Schwarzbaches befindet, war auch keine erneute Verpachtung als Kleingarten geplant. Der damalige Plan: Einzäunen und als extensives Grünland sich selbst überlassen. Die Fläche wäre fortan höchsten zweimal pro Jahr gemäht worden und hätte sonst keine Pflege erlebt.

Da kam Okrifteler Familie Jöckel aus der unmittelbaren Nachbarschaft eine Idee, mit der sie an die Stadt Hattersheim herantrat: Sohn Tim war damals schon stark am Naturschutz interessiert. Zudem hatte er gerade an der hiesigen Heinrich-Böll-Schule seine Biologie-Abschlussarbeit zum Thema Wildbienen geschrieben - das Thema war ihm also sehr präsent, mit den Nist- und Nahrungsgewohnheiten der Insekten kannte er sich in der Theorie bereits bestens aus. So stieg in ihm der Wunsch auf, auf dem Grundstück des alten, verwahrlosten Kleingartens einen Wildbienengarten anzulegen. Dass dieser Besuchern offen stehen sollte, war ihm auch von Anfang an klar - Sorge um die eigene körperliche Unversehrtheit muss man beim Kontakt mit Wildbienen ohnehin nicht haben, da diese, im Gegensatz zur Honigbiene, über keinen Stachel verfügen. Wildbienen sind also ausgesprochen besucherfreundlich.

Verwahrloster Garten wurde zu Bienenparadies

Gesagt, getan: Bei der Stadt Hattersheim fiel der Vorschlag auf einen fruchtbaren Boden, und noch im Winter 2010 wurde der Kleingarten geräumt und von Landschaftsgärtnern vorbereitet, damit dieser möglichst bald seinen neuen Zweck erfüllen konnte. Auch bürokratische Hürden galt es zunächst im Bereich der naturschutz- und wasserrechtlichen Bedingungen zu überwinden. Dies alles konnte geklärt werden, zudem flossen Ausgleichsgelder des Kreises in das Wildbienenprojekt. Auch der städtische Bauhof übernahm einen Teil der enormen Arbeitslast, um aus dem heruntergekommenen Garten ein ansehnliches Bienenparadies zu machen. Im Mai 2011 wurde das Projekt bei der Einweihung des Regionalparkhauses der Öffentlichkeit präsentiert, wodurch weitere fleißige Helferinnen und Helfer gewonnen werden konnten.

Am 7. Oktober 2011 startete dann das große Bauwochenende. Die damalige Erste Stadträtin Karin Schnick lud alle am Projekt interessierten Nachbarn und Helfer ein, und mit der tatkräftigen Unterstützung des BUND Flörsheim sowie Mitarbeitern der Hattersheimer Stadtplanung und des Bauhofes schuf man endgültig den angedachten Wildbienengarten.

Eine kleine Hecke wurde entlang des Weges gepflanzt, ebenso diverse Sträucher im hinteren Bereich des Grundstücks. In der Mitte wurde ein kreisrundes Staudenbeet angelegt, im Randbereich wurde eine Wildwiese eingesät. Zudem entstand entlang des Rundweges eine fast sechs Meter lange und 70 Zentimeter hohe Bruchsteinmauer sowie ein Lehmhügel. Diese sollen - neben dem Wildbienenhotel - als Nistplätze dienen. Und das gerne auch für andere Insektenarten.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Wildbienengarten natürlich immer weiter: Ein kleiner Hügel aus Natursteinen wurde aufgestapelt um einen Rückzugsraum für Wildbienen und Mauereidechsen zu schaffen. Im Zentrum des Gartens wurde ein alter Baumstamm platziert, der den Wildbienen als Bezugsquelle für Nistmaterial und einigen auf Totholz spezialisierten Insekten als Lebensraum dient.

Alter Garten mit neuem Konzept

Wie schon gesagt, ging man bei der Bauzaunausstellung auch auf die zukünftigen Pläne rund um den Wildbienengarten ein. Dass der relativ versteckt liegende Garten bislang nur einmal im Jahr für Besucherinnen und Besucher geöffnet wird, soll künftig nicht mehr der Fall sein: So soll ein individuell angefertigtes Namensschild aus Eichenholz den Garten deutlicher kennzeichnen. Sechs permanent eingebaute Schautafeln entlang des Rundweges durch den Garten sollen stets Wissenswertes über Wildbienen aufzeigen. Liebevoll designt sollen sie sein, und mit vielen Informationen und hochwertigen Bildern gespickt. Damit wäre die provisorisch anmutende Bauzaunausstellung zum Tag der offenen Tür Vergangenheit.

Generell soll der Garten einladender und vielseitiger nutzbar gemacht werden, und das auf natürlich möglichst schonende Art und Weise für die Wildbienen. Ein kleiner, geschützer Platz mit Sonnenschirm soll künftig als Versammlungsort dienen, der von Besuchergruppen aus Kindergarten und Schule als eine Art kleines "Klassenzimmer" genutzt werden kann. Die Kinder sollen im Wildbienengarten die Welt der Bienen erkunden und vor Ort schriftliche oder malerische Werke zum Thema erarbeiten können.

Letztendlich ist die Zielsetzung, dass der Garten durch die Umgestaltung zugänglicher gemacht und damit offen für diverse neue Nutzungsarten wird, insbesondere für Bildungseinrichtungen. Geöffnet werden soll er jedoch auch weiterhin nur gezielt zu vorher vereinbarten Terminen, um Vandalismus vorzubeugen.

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