Der Dom des Maingaues sucht Untermieter Drei eifrige Helfer aus Hattersheim, Weilbach und Langenhain bauen Falkenkasten in St. Martinus

Bernd Zürn mit dem ausgebauten Dachgaubenladen.

Drei eifrige Helfer aus Hattersheim, Weilbach und Langenhain bauen Falkenkasten in St. Martinus

Die Idee kam im Verwaltungsrat der Gemeinde St. Martinus auf: auch die Hattersheimer Kirche kann etwas für den Naturschutz tun. Und zwar an ganz spezieller Stelle, bietet sich doch der imposante Kirchenbau als Heim etwa für Turmfalken ganz offensichtlich an.

Horst Kleine ist nicht nur Mitglied im Verwaltungsrat von St. Martinus, sondern ebenfalls beim BUND. So fielen ihm auch gleich kompetente Ansprechpartner ein, die man bei der Verwirklichung der Idee zu Rate ziehen konnte: Bernd Zürn, ebenfalls beim BUND, hat schon jahrzehntelang Erfahrungen in Sachen Vogelschutz gesammelt, er kümmert sich unter anderem um Steinkäuze und Störche im Umkreis von Flörsheim und Hattersheim. Außerdem hat er schon in der Flörsheimer Kirche St. Gallus erfolgreich ein Nest für Turmfalken eingerichtet und betreut dies seit vielen Jahren. Peter Juffernholz aus Langenhain ist sogar als ausgewiesener Turmfalken- Experte bekannt.

Nach einer gemeinsamen Inspektion der Möglichkeiten für ein Turmfalken-Nest in St. Martinus, bei der auch Kirchenhausmeister Andreas Mrosek beratend zur Seite stand, fand man bald einen geeigneten Platz in der oberen Dachgaubenreihe des großen, mehr als 100 Jahre alten Dachstuhles über dem Kirchenschiff. Warum die Turmfalken nicht im Glockenturm wohnen sollen, obwohl ihr Name das doch implizieren würde, ist einfach zu erklären: „Der Glockenturm ist sehr schwer zu begehen und es bestehen auch Sicherheitsbedenken – das Geläut ist dort außerdem sehr laut“, erklärt Horst Kleine und Bernd Zürn ergänzt: „Der Dachstuhl hat genau die richtige Höhe für Turmfalken, er ist für Einbau des Nestes und für spätere Kontrollen einfach besser geeignet als der Turm.“

Für den Bau des Nestes mussten aber zunächst mal eine Leiter, jede Menge verschiedener Bretter sowie unterschiedliches Werkzeug die vielen Stufen – gefühlt mehr als 100 - unterschiedlicher Ausführung, beginnend mit einer bequemen Steintreppe, gefolgt von knarrenden hölzernen Stufen bis schließlich zu einer langen „Hühnerleiter“ hinauf geschafft werden. Unter dem Dachstuhl von St. Martinus führt ein einfacher, schmaler Steg mit einem Handlauf an einer Seite von der Turmseite zur Eingangsseite, darunter kann man das Gewölbe der Kirchendecke sehen, seitlich führen ebensolche schwankenden Stege zu der oberen Reihe der geschlossenen Dachgauben. Etwa in der Mitte der Kirche entfernten die Männer in der letzten Woche einen solchen „Gauben-Verschluss“. Nach einem Hinweis des Hausmeisters: „Passt bitte auf, dass euch nichts runterfällt, das Deckengewölbe ist aus empfindlichem Gips!“ machten sie sich dann bedacht und überlegt an die Arbeit. Mit Hilfe einer auf dem schmalen Steg stehenden Klappleiter brachte Bernd Zürn zunächst verschiedene Bretter an den Seiten der Dachöffnung an. Der ebenfalls hölzerne Boden des Nestkastens wurde zum Schluss mit Heu und Kaninchenstreu „gepolstert“. „Turmfalken bauen keine eigenen Nester, deshalb müssen wir da nachhelfen“, erklärte der 82-Jährige, der auch das Material für das Nest mitgebracht hatte.

Obwohl Bernd Zürn schon die Erwartung mancher Kirchengemeinden, Turmfalken würden Tauben bejagen, enttäuschen musste - denn nach seiner Aussage braucht es dazu die größeren Wanderfalken - erhofft man sich in Hattersheim dennoch, dass die neuen gefiederten Untermieter zumindest einen abschreckenden Effekt auf die gurrenden Plagegeister haben und sich wenigstens die Mäuse in der Umgebung schmecken lassen werden. „Und nebenbei bemerkt: wenn sie Turmfalken rufen hören, bleiben viele Leute stehen und schauen nach den Vögeln“, schmunzelt Horst Kleine – dass dabei der Blick auf die schöne Kirche fallen wird, könnte ja eventuell sogar einen gewissen, gern gesehenen "Werbeeffekt“ haben.

Selbstverständlich gibt es die Möglichkeit, das Nest später vom Dachstuhl aus durch eine Sichtluke etwa auf die Anzahl der Eier oder des großzuziehenden Nachwuchses hin zu kontrollieren. Aber trotz der fachlichen Beratung und der perfekten Vorbereitung: ob und gegebenenfalls wann Falken dort einziehen werden kann leider niemand vorhersagen. „Ein Turmfalken- Paar könnte schon morgen in das neue Quartier einziehen, vielleicht wird das aber auch nie der Fall sein“, weiß Bernd Zürn, „aber auch wenn das Nest nicht angenommen werden sollte – wir haben’s wenigstens versucht und ihnen ein Angebot gemacht.“

Nach seiner und Horst Kleines Ansicht gäbe es sicher an vielen Gebäuden, die hoch genug sind, noch gute Nistmöglichkeiten für Falken oder auch für Eulen. „Wenn jemand glaubt, einen guten Platz für einen weiteren Kasten zu kennen, kann er mich natürlich informieren. Ich schaue mir das gerne an“, bietet Bernd Zürn daher an.

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