Nach 16 Jahren ist ein Wechsel fällig

Uli Wirtz-von Mengden hört auf

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (pm) - Nach 16 Jahren Leitung der Theatertruppe IGNOUS wird Uli Wirtz-von Mengden das Ensemble der Kreisvolkshochschule verlassen und sich künstlerisch neuen Aufgaben stellen. „Seit 1995 habe ich 13 Inszenierungen gemacht und die IGNOUS-Lyrik-Ambulanz erfunden.

Jetzt ist es an der Zeit, mich wieder den staatlichen Bühnen und der professionellen Freien Szene zuzuwenden“, begründet der gelernte Schauspieler und Theaterpädagoge.

Es sei eine spannende und lehrreiche Zeit gewesen, fasst Wirtz-von Mengden seine Erfahrungen im Amateurbereich zusammen. Sowohl die Volkshochschule als auch die Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg hätten stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten finanziell und logistisch großzügige Unterstützung gewährt.

„Obwohl wir es dem Publikum gewiss nicht immer leicht gemacht haben, durften wir uns über große Resonanz und wohlmeinende Begleitung freuen. Unser Gästebuch ist voller Lob und Bewunderung darüber, dass da ja eigentlich keine ausgebildeten Schauspieler auf der Bühne stehen“, freut sich Wirtz-von Mengden, dass seine Ambition, im Amateurbereich anspruchsvolles Theater mit Tiefgang aber auch Unterhaltungswert zu machen, aufgegangen sei.

Honoriert wurde das auch durch die ideelle Förderung aus Verwaltung, Politik und Repräsentanten des öffentlichen Lebens. Dass die Inszenierungen ebenso jenseits der lokalen Grenzen Erfolg haben konnten, zeigte sich bei Gastspielen in England, Berlin, Hildesheim, Volxheim oder Frankfurt.

„Ich habe in meiner Zeit bei der Volkshochschule mit mehr als 60 verschiedenen Kursteilnehmern zusammengearbeitet, wobei mir rund ein Dutzend Darsteller über Jahre treu geblieben sind und bis zuletzt den IGNOUS-Kern bildeten. Das sind fleißige, wagemutige und talentierte Menschen, die sich neben Beruf und Familie zeitlich enorm engagierten. Künstlerisch haben sich alle weiterentwickelt und sich beachtliches Handwerkszeug für die Bühne angeeignet. Ohne große Sorgen haben zu müssen, konnte ich ihnen sogar bei meiner Abschluss-Inszenierung „King Kongs Töchter“ von Theresia Walser Rollen anvertrauen, die nur über schauspielerische Leistungen, ohne allzu große inszenatorische Hilfsmittel, funktionierten“, ist Wirtz-von Mengden voll des Lobes.

Natürlich hätten Volkshochschule und Gemeinde nicht die Möglichkeiten eines professionellen Theaterbetriebes, aber man habe IGNOUS immer machen lassen und dadurch die Freiheit der Kunst gewährt. Eigene Bearbeitungen von Stücken der Weltliteratur oder themenbezogene Projekte hätten sich dadurch realisiert. Unter anderem kamen Stücke von Shakespeare, Büchner, Handke oder Aristophanes auf die Bühne.

Beim „Heimatabend 2001- Made in Germania“ reiste IGNOUS mitsamt Publikum in einer multimedialen Performance per Bus kreuz und quer durch die Mainspitze. Ästhetisch wie inhaltlich bot IGNOUS stets gewagte und überraschende Aufführungen, die in den vergangenen Jahren meist ausverkauft waren.

Dass sich in der jüngeren Vergangenheit die Gemeinde stärker als Förderin des Kinos und der Kleinkunst verstand, erkläre sich möglicherweise aus dem Umstand, dass IGNOUS unter der Leitung von Wirtz-von Mengden stets eine subversive Truppe war, weder als Verein organisiert, noch künstlerisch irgendwie greifbar. „Vor allem in den Endphasen unserer Proben waren wir auch unbequeme Partner, denn dann liegen die Nerven blank und die Theaterleute verlangen, dass alle in ihrem Sinne an einem Strang ziehen“, gibt Wirtz-von Mengden Einblick in das Innenleben seiner Truppe.

Theater ist keine reine Unterhaltungskunst. Wer IGNOUS unterstützte, konnte nie wissen, ob da nicht provokante, politisch überspitzte, Wahrnehmungsgewohnheiten hinterfragende oder emotional in die Tiefe drängende Dinge auf die Bühne kamen, erklärt Wirtz-von Mengden. „Wir nehmen dann doch lieber einen Zauberer und einen Jongleur“ hieß es einmal in einer Absage an die Theatertruppe von einer halböffentlichen Institution, die IGNOUS eigentlich für ihr Jubiläum engagiert hatte und kurz vor Realisierung den Mut verlor.

Nachfolger von Wirtz-von Mengden wird der Mainzer Schauspieler Patrick Twinem, der bereits in mehreren IGNOUS-Inszenierungen als Gast mitwirkte und nun Leitung und Regie übernimmt.

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